Wandern im Fynbos - Teil 2
Der nächste Tag begann mit einer herrlichen Aussicht vom Frühstückstisch aus. Im Dunst links kann man gerade noch das Meer erkennen, dessen Strand das Ziel der heutigen Wanderung war.
Auch an diesem Tag gab es wieder viele Entdeckungen, die wir ohne Guide nicht gemacht hätten. Diesen “Stein” im Busch zum Beispiel hätten wir sicher links liegen und ihn nie als Ameisennest erkannt.
Wie mit dem Lineal gezogen hörte auf einmal der Fynbos auf und wir tauchten in die Dünenlandschaft ein. Irgendwie hatten wir angenommen, dass wir hinter der auftauchenden Düne am Strand ankommen werden. Weit gefehlt - eine Düne nach der anderen tauchte auf und das wollte kein Ende nehmen. Dennoch gab es auch hier alle 100 Meter einen Stopp mit Entdeckungen und Erklärungen.
Überraschend sind wir dann in eine Nebelwand eingetaucht, die sich morgens entlang der Küste aufgebaut hatte. Urplötzlich nahm es leicht surreale Züge an, wir kamen uns wie in einer anderen Welt vor.
Und genauso so plötzlich wie der Nebel auftauchte, waren er und auch die Dünen verschwunden und wir standen an der Küste im Fynbos.
Zum Abschluss der Wanderung gab es noch einen steilen Abstieg zum Klipgat Cave, einer Höhle, die vor etwa 80.000 Jahren von unseren Vorfahren in der Steinzeit bewohnt wurde. Hier entdeckten Archäologen einige der frühesten menschlichen Überreste des Homo sapiens. Schautafeln erklären, wie die Menschen damals wohl gelebt haben.
Der Nachmittag gehörte dann wieder dem Pool, einer Weinprobe und dem Sonnenuntergang.
Am nächsten Tag war das ferne Ziel ein Weinberg - wobei das mit dem Berg hier in dieser Gegend eher flach ausfällt. Da die Sonne sehr hoch am Himmel steht, eignet sich hier auch eine Ebene wunderbar zum Weinanbau.
Aber zuerst ging es wieder tief in den Fynbos. Da wir heute deutlich höher stiegen als die Tage zuvor, war auch die Flora eine Andere.
Unser Guide konnte uns deshalb ganz andere Pflanzen zeigen, die weiter unten nicht wachsen. Hier zum Beispiel eine in sekundenschnelle zusammengestellte Sammlung verschiedener Erika-Arten.
Diese merkwürdige, rote Pflanze trocknet nach der Blüte aus und wird dann zum Samenkapsel-Ball, den der Wind kilometerweit transportiert.
An dieser Pflanze erklärte er uns, wie sie sich vor der starken UV-Strahlung schützt. Sowohl die obersten Blätter als auch die Ränder der Blätter sind rot und deshalb erheblicher widerstandsfähiger gegen UV. Darauf hätten wir nie geachtet.
Zu diesen Pflanzen hat er sicher auch was zu berichten gehabt, aber das haben wir uns leider nicht gemerkt.
Es waren fast verwunschene Weg durch Wälder, die wir gingen…
… bis wir auf einmal über den Hügelkamm kamen, und quasi am Horizont die Weinreben sehen konnten.
Die angekündigte Weinprobe gab es dann ganz unkonventionell direkt vom Bakkie (so nennt man hier die Pickups) zwischen den Reben. Das hatte auch einen guten Grund - wir haben jeweils zwei Weine getestet die auf verschiedenen Anbauflächen gewachsen waren. Sie haben erwartungsgemäß verschieden geschmeckt, aber das Überraschende daran war, dass die beiden Anbaugebiete nur durch den hier zu sehenden Fahrweg getrennt waren!
Zur Kellertour durften wir dann mit einem Boot zur Kellerei übersetzen - auch ein Novum für uns.
Der Kapitän hatte alles im Griff und wir landeten gut am anderen Ufer. Dort gab es aber keinen Landesteg und so mussten wir sockenlos aussteigen.
Nach der Besichtigung der Kellerei, in der wegen der gerade stattfindenden Lese Hochbetrieb war, gab es eine weitere Weinprobe. Zum Glück musste von uns keiner mehr mit dem Auto fahren.
Auf der Fahrt zurück zur Unterkunft wurde uns dann überraschend eröffnet, dass wir unterwegs noch ein Pflanzenmuseum ansehen werden.
Große Erwartungen haben wir nicht gehabt, waren dann umso mehr überrascht über das, was uns geboten wurde: ein modernes, brandneues und für dieses Museum extra entworfenes Gebäude, in dem eine Unzahl von handgemalten Pflanzen des Fynbos ausgestellt wurden. Viele begnadete Künstler aus aller Welt haben über mehrere Jahre diese Werke geschaffen.
Als wären es nicht schon genug Überraschungen gewesen, gab es im Museumscafé noch eine Teeprobe verschiedener Tees, die aus Pflanzen des Fynbos gemacht wurden.
Das große Finale des Aufenthalts war das Dinner am letzten Abend. Ein Sternekoch aus Deutschland hat sich dort niedergelassen und betreibt auf dem Anwesen ein Restaurant, in dem auf höchstem Niveau und unter Einbeziehung der Kräuter und Pflanzen des Fynbos ein mehrgängiges Menü serviert wird. Wir haben es noch geschafft das Amuse-Gueule zu fotografieren, danach waren wir zu sehr mit dem ausgezeichneten Essen beschäftigt und haben das weitere Fotografieren schlicht vergessen.
Am nächsten Tag bei der Abreise konnte ich noch wenigstens einen Schnappschuss des leere Restaurants machen - klein aber fein!
Fazit - dieser Wanderausflug hat für lang anhaltende Erinnerungen gesorgt und ist mehr als eine Empfehlung wert.