Überraschungen einer Karoo-Safari

Wir haben uns in die Karoo begeben um ein Game Reserve anzusehen, das ohne Löwen, Elefanten, Nashörner und anderes Großwild auskommt. Es verspricht Safaris, die sich um die kleinen Tiere und Pflanzen kümmert, die gerne bei den anderen vernachlässigt oder vergessen werden.

Das wollten wir uns im Detail ansehen und sind deshalb etwas skeptisch tief in die Große Karoo gefahren. Dort erwartete uns weit ab jeder Zivilisation eine kleine Lodge mit 5 Zimmern - wahrhaftig kein Massentourismus.

Die Landschaft war wie von uns erwartet flach bis zum Horizont, hin und wieder ein kleiner Hügel und schien eher eintönig.

Dafür gab es nach dem regnerischen Anfahrtstag ein herrlichen Sonnenuntergang, der uns einen strahlend klaren Himmel für den nächsten Tag ankündigte.

Die erste angenehme Überraschung war, dass es keine wie sonst überall festgelegten Zeiten für die Safari gab. Es geht praktisch überall mit Sonnenaufgang in den Busch, weil dann das Großwild gut zu sehen ist. Aber wir waren ja hinter den kleineren Tieren her, und die Pflanzen kann man auch gut nach einem gemütlichen Frühstück betrachten. So ging es ausgeschlafen und satt erst gegen 9 Uhr los.

Und da wartete die nächste Überraschung auf uns - nach kurzer Fahrt war es vorbei mit der Ebene und es wurde wild und rau.

Im Video kann man ganz gut sehen, dass wir in einem momentan trockenen Flussbett Kaffeepause machen.

Die Ausfahrt ging dann durch ziemlich abwechslungsreiches Terrain:

Ganz ohne Großwild geht es auch hier nicht, es gab Giraffen und Büffel…

…aber in erster Linie wusste der Ranger unglaublich interessantes über Lebewesen zu erzählen, an denen wir sicher schon viele Male einfach vorbeigefahren sind. Die Fülle an Informationen und Beobachtungen lässt sich hier unmöglich wiedergeben.

So haben wir zum ersten Mal auf einer Safari das Fernglas umgedreht und als Lupe benutzt.

Hier wurden wir auf eine kleine weiße Pflanze aufmerksam gemacht, die gut getarnt zwischen den Steinen perfekt an die harschen Bedingungen der Wüste angepasst ist.

Eine kleine Familie von Erdmännchen hat uns genau so beobachtet wie wir sie.

Die Ausfahrt war so interessant und kurzweilig, dass wir beschlossen haben, nicht zum Mittagessen zurück in die Lodge und dann zur Abendsafari zu fahren, sondern nur eine, dafür aber sehr lange Ausfahrt zu machen.

Ohne dass wir es mitbekamen wurde das wohl der Lodge mitgeteilt und so standen wir zu unserer Überraschung plötzlich vor einer Buschküche fürs Mittagessen.

Nach dem Essen gab es die nächste Überraschung, als der Ranger auf einmal eine Antenne auspackte und auf ein lautes Piepsen wartete. Des Rätsels Lösung war die Suche nach Geparden, die ein Funkhalsband tragen und so geortet werden können.

Das ist allerdings nur eine grobe Orientierung und keine Garantie, die Geparden auch zu finden. Das Halsband tragen sie aus zwei Gründen: die Nachbarfarmer haben darauf bestanden, dass die Geparden per GPS geortet werden können, damit sie im Falle eines Ausbruches schnell wieder gefunden werden, bevor sie Schafe reißen.

Allerdings gibt es nur dreimal am Tag ein GPS-Signal, das nicht reicht um die Tiere zu finden. Aber so weiß man schnell, dass das Signal von außerhalb des Geländes kam und kann sie wieder einfangen.

Der andere Grund ist dass die Lodge Teil eines Schutz- und Forschungsprogrammes von Geparden ist und deshalb muss es immer möglich sein, die Tiere zu finden. Trotzdem sind sie wild lebend und werden nicht gefüttert.

Eine weitere Überraschung gab es, als der Ranger das Gewehr auspackte und wir ihm im Gänsemarsch folgen sollten. Wir gingen tatsächlich zu Fuß auf die Pirsch nach Geparden!

Nach 500 Metern wurden wir fündig und trafen auf Mutter und Tochter. Wir wurden argwöhnisch beäugt und sie haben uns leider nicht viel Zeit zur Beobachtung gegeben. Spannend war es trotzdem!

Die Überraschungen nahmen kein Ende: wir wurden gefragt ob wir statt der Morgensafari an der Vorführung einer Vogelberingung teilnehmen wollen. Einstimmig haben wir uns dafür entschieden, denn das hatte noch keiner gesehen. Unser Ranger ist leidenschaftlicher Vogelbeobachter und zertifizierter Vogelberinger und baute am nächsten Morgen noch vor dem Frühstück seine Fangnetze auf.

Eine halbe Stunde später wachten die Vögel allmählich auf und schnell gingen uns drei Vögel ins Netz.

Der hier hatte sich ungewöhnlich schwer verwickelt und der Ranger hatte alle Hände voll zu tun, ihn vorsichtig zu befreien.

Nach einigen Minuten war der Vogel aus dem Netz befreit und wurde dann in einen weißen Sack gesteckt, in dem er bis zur Untersuchung und Beringung blieb.

Gespannt saßen dann alle Safarigäste um den Tisch und bekamen eine Einführung in die Vogelberingung -und untersuchung.

Alle ermittelten Daten werden weltweit zentral in einer entsprechenden Datenbank gespeichert, die für Forschungszwecke benutzt wird.

Hier untersucht der Ranger die Flügel auf Anzeichen der Mauser und misst die Flügellänge:

Auch das Gewicht wird trickreich gemessen:

Die Untersuchung und Beringung dauert etwa 5 Minuten und danach wird der Vogel freigelassen. Diesen Moment haben wir in Zeitlupe aufgenommen.

Danach gab es noch Frühstück und schon ging es wieder heim.

Unser Fazit:
Wer schon mal auf Safari war und genug Löwen und Nashörner gesehen hat, dem ist diese Safari sehr zu empfehlen. Es war eine der besten die wir je hatten! Abwechslungsreich, in einer schönen Landschaft und mit sehr engagiertem, kompetentem Ranger - einfach perfekt. Das Sahnehäubchen war die absolute Ruhe und der grandiose Sternenhimmel, der so nur in der Wüste in absoluter Dunkelheit zu sehen ist.


Auf der Rückfahrt haben wir noch einen kurzen Abstecher zum Wasserfall in der Meiringspoort-Schlucht gemacht - aber dazu mussten wir erstmal viele Kilometer schier endloser Karoo hinter uns bringen. Durch die Swartberge am Horizont führt dann die Schlucht von der Großen in die Kleine Karoo.

Mitten in der Schlucht findet sich dann ein Parkplatz, an dem der Weg zum Wasserfall startet.

Es sind etwa 400 Meter und einige Stufen, die zum Wasserfall führen. Einfach zu gehen, wirklich nur ein Spaziergang.

Schließlich kommt man um die Biegung und steht vor dem Wasserfall. Spektakulär insofern, da man ja mitten in einer Wüste ist.

Mit diesem Ausblick endet unser wirklich lohnender und empfehlenswerter Ausflug in die Große Karoo.

Lothar Hoefle